Es ist Sommer. Zeit für offene Schuhe, den Freibadbesuch und Barfußlaufen auf der Wiese. Doch was sich im Winter noch wie Hühneraugen anfühlte und etwas im Schuh drückte, ist inzwischen ein sichtbar veränderter Zeh – der Hammerzeh. Bleibt der nun so? Was solltest du jetzt unternehmen?
Was ist ein Hammerzeh?
Der Fuß ist der erste Teil der Bewegungskette. Zwar leiten andere Gelenke die Bewegung ein, aber machst du einen Schritt, beginnt und endet er immer mit dem Fuß. Er muss demnach gleichzeitig stabil und dennoch flexibel sein. Bindeglied für diese Funktion sind die Zehen, die wie kleine Fußgelenke agieren und sich bei jedem Schritt beugen und strecken.
Beim Hammerzeh (digitus malleus) ist diese Funktionsweise gestört. Bei der Fehlstellung ist das Endgelenk des Zehs vermehrt gebeugt und nach oben gedrückt – es sieht aus wie ein Hammer. Dieser ,,Hammer“ drückt gegen den Schuh und Hühneraugen oder Schwielen treten hervor.
Im ersten Stadium ist der Hammerzeh noch flexibel und lässt sich in die Neutralstellung bringen. Ist er bereits im zweiten Stadium, kannst du ihn selbst mit Druck nicht zurück in die Neutralstellung bringen.
Ist eine Rückbildung möglich?
Der Hammerzeh ist die häufigste Form der Zehendeformation und tritt insbesondere bei Frauen auf. Er ist meist die Folge einer nicht korrigierten Fehlstellung des Fußes, die zu einer Zehenfehlstellung führt. Die gute Nachricht – rechtzeitig erkannt, ist eine Rückbildung problemlos möglich.
Wo tritt ein Hammerzeh auf?
Der Hammerzeh tritt häufig in Kombination mit der Fehlstellung Hallux Valgus, auch Ballenzeh genannt, auf. Der große Zeh schiebt sich zur Zehenmitte und übt Druck auf die anderen Zehen aus, weshalb meist die zweite bis vierte Zehe von der Fehlstellung betroffen ist.
Was ist ein Hallux Valgus?
Hammerzeh, Krallenzeh oder Hallux Valgus – diese Begriffe werden oft als Synonyme verstanden, obwohl sie es nicht sind.
Beim Hammerzeh ist das Endglied gebeugt. Auch beim Krallenzeh liegt eine Beugung des Endgliedes vor, zudem ist jedoch das Grundglied überstreckt und der Zeh ähnelt einer Kralle.
Der Hallux Valgus stellt dagegen eine Fehlstellung des großen Zehs dar. Hier knickt das Großzehengrundgelenk nach außen. Dadurch wächst der Druck auf die mittleren Zehen, was einen Hammer- oder Krallenzeh begünstigen kann.
Ursachen für einen Hammerzeh
Der Grund für einen Hammerzeh ist häufig eine Kombination aus mehreren Ursachen. Liegen diese vor und der Zeh hat sich bereits zur typischen ,,Hammerform“ verformt, hast du einen Hammerzeh. Häufige Auslöser eines Hammerzehs sind:
Fehlstellungen
Die häufigste Ursache ist eine Fehlstellung des großen Zehs, ein Hallux Valgus, in Kombination mit einem Senk-Spreizfuß . Beide Fehlstellungen drängen die mittleren Zehen in Positionen mit enormen Belastungsspitzen. Der Druck auf sie steigt und das Endglied verformt sich.
Bindegewebsschwäche
Die zweite Ursache ist oft eine Bindegewebsschwäche, die insbesondere Frauen betrifft. Durch erhöhte Östrogenwerte sind Bänder sowie Sehnen zu weich und bieten keinen Halt. Der Körper versucht die Schwäche auszugleichen und versteift das Gelenk.
Enges Schuhwerk
Die dritte Ursache, die früher vermehrt Frauen, inzwischen aber beide Geschlechter betrifft, ist zu enges Schuhwerk. Das führt zu einer künstlichen Fehlstellung. In der Folge werden die Zehen in eine unnatürliche Position gequetscht. Der kleine und der große Zeh werden in die Fußmitte gepresst, was Druck auf die mittleren Zehen ausübt.
Hammerzeh Schmerzen – Auf welche Symptome gilt es zu achten?
Das Problem am Hammerzeh ist, dass er zuerst keine Schmerzen verursacht. Im ersten Stadium der Fehlstellung sind die Zehen lediglich leicht gekrümmt. Damit erschwert sich eine frühe Diagnostik.
Erst beim Fortschreiten des Krankheitsbilds sind Druckstellen in den Schuhen oder Schmerzen bei längeren Belastungsperioden festzustellen. Diese verschwinden jedoch über Nacht und ähneln eher einem Muskelkater.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt solltest du intervenieren und beispielsweise auf orthopädische Einlagen zurückgreifen, die die Fehlstellung noch korrigieren können.
Unternimmst du nichts, verkrümmt der Zeh dauerhaft und Schmerzen im Zehenballen entstehen. Eine sehr schmerzhafte Nebenerscheinung sind häufig offene Hautstellen oder Hühneraugen, die durch das Reiben des Zehs im Schuh entstehen.
Wann und mit welchen Ärzt:innen muss der Hammerzeh abgeklärt werden?
Sobald der Verdacht besteht, mindestens ein Zeh eine unnatürliche Form zeigt oder ein Hallux Valgus und/oder ein Knick-/Senkfuß bereits diagnostiziert wurde, ist sofort ärztlicher Rat einzuholen.
Bestenfalls erfolgt direkt der Besuch bei Orthopäd:innen, die auf Fehlstellungen spezialisiert sind. Ist dies nicht sofort möglich, müssen Hausärzt:innen nach der Eingangsdiagnose eine Überweisung ausstellen.
Was erwartet dich beim Arztbesuch?
Im ersten Schritt versucht das medizinische Personal zu ermitteln, welche Ursachen für den Hammerzeh vorliegen. Hinzu kommt das Erfassen der Krankheitshistorie der Patient:innen, um Fußfehlstellungen oder andere Krankheitsbilder als mögliche Ursache in Betracht zu ziehen. Danach folgen die Untersuchung, Diagnose und Kategorisierung in verschiedene Stadien.
Je nach Stadium ist eine konservative Therapie möglich oder es kommt zur Operation.
Behandlungsmöglichkeiten für den Hammerzeh
Die Behandlungsmöglichkeiten sind simpler, je früher der Hammerzeh erkannt wird. Anfangs sind noch konservative Therapieformen möglich, in weiteren Stadien ist die Operation nicht vermeidbar.
Konservative Therapie
Die konservative Therapie erfolgt durch eine Kombination aus:
- maßgefertigte orthopädischen Einlagen
- Schienen
- lockerem Schuhwerk
- Übungen
- Kinesio-Tapes
Ein Kinesiotape, Kinesiologisches Tape oder Physio-Tape ist ein elastisches Band aus Baumwolle. Es wird mit einer Klebeschicht auf die Haut aufgebracht und soll den Heilungsprozess beschleunigen, indem es Stabilität bietet.
Operativer Eingriff
Schlägt die konservative Therapie nicht an oder sind die Hammerzehen bereits im fortgeschrittenen Stadium, ist ein Eingriff vonnöten. Bei der Operation wird entweder die Strecksehne des Zehs verlegt oder ein Stück des Knochens entfernt und der Zeh korrigiert.
Was kann ich selbst gegen einen Hammerzeh machen?
Jegliche Formen der konservativen Therapie sind ohne ärztliche Absprache nicht empfehlenswert. Dennoch bieten sich insbesondere orthopädische Einlagen an, die die Zehen entlasten und gleichzeitig stützen. Sie sollten in lockeren Schuhen eingelegt sein.
Sportliche Übungen für die Zehen und die Schienbeinmuskulatur können den Fuß stärken und bei einem Hammerzeh zuträglich sein. Dies müssen keine komplizierten Übungen von Physiotherapeut:innen sein, bereits das Barfußlaufen ist oft wirksam. Welche Übungen in deinem individuellen Fall helfen, erfährst du am besten von Orthopäd:innen.
Massagen oder andere Behandlungsformen erhöhen zwar die Durchblutung und haben positive Effekte auf die Psyche, aber nur marginalen Einfluss auf die Fehlstellung.
Pediküren und die medizinische Fußpflege reduzieren Hühneraugen oder Schwielen, die durch die Hammerzehen entstehen.
Das solltest du mit einem Hammerzeh unterlassen
Auf keinen Fall solltest du enges Schuhwerk tragen. Moderne Schuhe für orthopädische Einlagen sind heutzutage in vielen Farben und Formen erhältlich. Sie bieten deinem Fuß genug Platz und erlauben dir maximalen Komfort mit deinen Einlagen.
Eine weitere wichtige Regel: Ignoriere Fußfehlstellungen jeglicher Art nicht. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Orthopäd:innen verhindert oft schwerwiegende Eingriffe und führt schnell zu einer Steigerung der Lebensqualität.
Fazit
Der Hammerzeh ist anfänglich ein deformierter Zeh, der mit konservativen Therapieformen behandelbar und reversibel ist. Wartest du jedoch zu lang, versteift sich das Gelenk und eine Operation ist unabdingbar. Sollte eine Fußfehlstellung bereits vorliegen, lohnt sich die präventive Untersuchung bei Ärzt:innen und/oder das Tragen von orthopädischen Einlagen. So verhinderst du weitere Eingriffe und bewegst dich gesund durch den Alltag.